Karel Hynek Mácha Máj (Mai).
Wer in Tschechien kennt dieses romantische Gedicht Máj (Mai) nicht? Vermutlich
kennt jeder zumindest die erste Strophe. Dieses Gedicht ist die Perle der roman- tischen Dichtung in
Tschechien und wurde mehrmals ins Deutsche übersetzt, dreimal im 19. Jahrhundert, dann 1933
von E. Neumann und 1983 von O. F. Babler. Auch die letzten beiden Übersetzungen sind
allerdings schon etwas angegraut.
2012 aber hat Ondřej Cikán, ein junger österreichisch-tschechischer
Autor, Filme- macher und Übersetzer, Máchas Epos neu übersetzt und somit auch dem
jungen Leser näher gebracht. Das Buch ist erschienen im Verlag edition a - Labor, Wien
(ISBN: 978-3-902800-04-6). Cikán ist Mitglied der österreichisch-tschechischen Künstler- vereinigung
Die Gruppe.
Karel Hynek Mácha Mai
Es war spät Abend - erster Mai -
Abends der Mai war Liebeszeit.
Das Täubchen rief zur Lieb herbei,
Der Föhrenhain duftete weit.
Von Liebe flüsterte das Moos;
Und blühend log von Schmerz ein Baum,
Die Nachtigall sang ihren Traum,
Die Rose schwieg, sie seufzte bloß.
Im Sträucherschatten still zerronnen
Rauschte der See geheimes Leid,
Das Ufer hielt ihn lang und breit;
Und fremder Welten helle Sonnen,
Sie irrten durch azurne Strähnen,
Loderten dort wie Liebestränen.
Ketos Verlag
2018 hat Die Gruppe in Wien einen eigenen Verlag gegründet, den
Ketos Verlag (Verlag der Muse).
In diesem Jahr hat sich Ondřej Cikán an ein weiteres tschechisches
Kultbuch gewagt, Josef Váchals Krvavý román (Der blutige Roman). Seine
Über- setzung ist vor kurzem in Ketos Verlag Wien, ISBN: 978-3-903124-03-5 erschienen.
Der blutige Roman
Der blutige Roman mit dem Untertitel Kultur- und Literaturgeschichtliche Studie ist das
1924 erstmals veröffentlichte Buch des Schriftstellers, Malers und Holzschnitzers
Josef Váchal.
Das Buch war dem blutigen Roman gewidmet, der vor allem in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts ein populäres literarisches Genre der Schund- literatur war. Eine Handlung
voller Wendungen, die Romane waren weitgehend um- fangreich und wurden als Groschenhefte
veröffentlicht. Váchals Roman besteht aus fünfzig kürzeren Kapiteln, die
unabhängig voneinander verschiedene Handlungs- stränge entwickeln, die sich
unterschiedlich verbinden. Das wichtige Thema des Romans ist der Kampf von Jesuiten und
Freimaurern (die Jesuiten werden im Geiste der Klischees der Zeit negativ dargestellt),
Váchal ironisiert auch moderne Kunst, Kommunismus, aber auch sich selbst.
Der Autor schuf ein Jugendstil Gesamt- kunstwerk und schrieb es nicht nur, sondern setzte es,
bindete, illustrierte und veröffentlichte es schließlich.
Und was hat eine Jeans Leder-Etikette damit zu tun? Nichts, gar nichts.